„Jetzt sehen wir alles in einem Spiegel, in rätselhafter Gestalt“… Eine Kurzandacht von Georg Plasger, Oberbech, zu 1. Kor 13,12.

„Jetzt sehen wir alles in einem Spiegel, in rätselhafter Gestalt“ – so beschreibt Paulus die Lebenssituation der Menschen zu seiner Zeit – und wir können heute diesem Satz wohl nur zustimmen. Denn wir sehen vieles im Moment in der Corona-Krise eher nur verschwommen; in einem Spiegel der Antike konnte man alles so unscharf erkennen wie heute in einer Alufolie. Vieles, was vor wenigen Monaten zu unserem selbstverständlichen Alltag zählte, ist heute ganz anders. In unserem persönlichen Leben. Auch in unserer Gemeinde. Paulus will aber nicht nur seine und unsere Situation des Nicht-Verstehens beschreiben, sondern er geht weiter: „Jetzt ist mein Erkennen Stückwerk, dann aber werde ich ganz erkennen, wie ich auch ganz erkannt worden bin.“ Dies bedeutet (mindestens) zweierlei: Erstens hoffen Christen und Christinnen darauf, dass in der Ewigkeit vieles aufgeklärt wird, was wir jetzt nicht verstehen – in der großen Welt und auch in unserem persönlichen Leben. Wir werden Gott fragen können – und wir werden Antworten bekommen. Zweitens aber ist für uns heute noch wichtiger: Auch wenn wir nicht alles erkennen – Gott hat uns längst erkannt. Ich bin in meinen Nöten und in meinem Nicht-Verstehen längst von Gott verstanden. Und mit dieser Hoffnung können wir vielleicht gut damit leben, dass wir jetzt alles nur rätselhaft sehen.